Tag 9: Die Chinesenrallye

So, heute war ein heftiger Tag. Morgens raus, und ab zum Start der Chinesenrally. Die war heftig. Am Anfang schön alle hintereinander bis zum Start, und dann Team für Team im Minutentakt.
 
 
Die Strasse runter und gemäss Roadbook auf die Piste. Hat schön geregnet die Nacht über, dementsprechend hatten wir auch Wegeverhältnisse.
Das war eine Herausforderung. Das erste Mal glaube ich, dass dem André im Auto der Arsch auf Grundeis ging. Schlaglöcher, Matsch und dadurch rutschig und schwer. Walter Röhrl am Steuer und vollkommen auf die Schotterpiste konzentriert. In den Kurven kommt das Heck rum wie ein Kuhschwanz. Rechts von uns ging es einige Meter runter. Wir rutschen auf die Kante zu, Walter auf die Eisen, Lenkrad einschlagen und KickDown. Wieder einschlagen. "Komm schon mit dem Hinterteil rum, Baby". Puh, Gefahr gebannt. Ist wie bei Fast&Furious 10: Turkiye Drift. Walter Röhrl (der Echte) sagte Mal: " Die richtig guten Fahrer haben die Fliegen auf den Seitenscheiden". Wir wissen jetzt was er meint.
 

Die Autos jaulen und ächzen und der Unterbodenschutz ist mehrmals hörbar auf diesem Weg. Schlammlawine hinten raus dass dem Peter und Chris Tennisballgrosse Schlammbrocken auf die Windschutzscheibe fliegen. Der hat nichts besseres zu tun als den Scheibenwischer einzuschalten. Chris schreit noch: "MACH'S NICHT". Zu spät. Zack, Dunkel. Shit. Erstmal die Scheibe fluten. Nach Literweise Wischwasser sieht er wieder was. Mit defekten Dämpfern vorne hält ihn dort nur noch die Feder selbst. Nach jedem Schlagloch federt der Karren nach wie ein Gummiboot. Aber die Jungs sind hart, das Frühstück landet nicht an der Innenscheibe. Im Wagen 1 prescht Kay nach vorne durch Wassergräben dass es nur noch so spritzt. Da zahlt sich die Handschaltung aus. Sieht aus als würde es Spass machen.
 

Im mittleren Wagen bei Walter Röhrl spitzt sich die Lage zu. Durch den Schlamm rutschen wir auf den Wassergraben zu. Niklas funkt noch:"Der Unterboden beschwert sich aber ihr kommt durch". KRACH! Stimmt.
Vor einer Kuppe mit nachfolgender Kurve steht der Rote Halbmond und winkt uns zu langsam zu machen. Gute Idee. Nach der Kuppe steil bergab, grosse, freigewaschene Steine und scharfe Kurve. DANKE Roter Halbmond! Durch und KRACH, Unterbodentest "De Luxe". Aber, was der Autoservice Schürz vorbereitet, kann auch die türkische Steppe nicht vernichten. Zum Glück war es nicht SO schlimm dass wir die Schneeketten von RUD aufziehen mussten.
In einem Ort sehe ich vor mir den Kay fast auf der Stelle wenden. Ich denke noch: was macht denn der?  Und schon fährt er um die Spitzkehre weiter. Für Kay und Niklas wohl die härteste Tour im ersten Fahrzeug. Nie wissen was kommt, immer hoffen rechtzeitig zu reagieren und die anderen zu warnen wenn's eng wird. Die beiden haben vorne einen tollen Job gemacht. Kommentar von unserem Walter:" 20 Jahre Rallyeerfahrung beim 7er BMW hat sich bezahlt gemacht!".
Beeindruckend war,  dass wir in jedem noch so kleinen Dorf freudig begrüsst wurden. Die standen alle mit Kind und Kegel am Strassenrand. Vater, Mutter, Kind, die Omi im Rollstuhl raus geschoben, Fähnchen, klatschen, winken. Tolle Atmosphäre.
 

Nach dieser sehr intensiven Erfahrung sind wie dann einige Zeit später in Çorum an der Musikschule angekommen.
 
 
Da haben sie am Museum Stände aufgebaut und Livemusik gespielt. Wir sehen einen Getränkestand und entern gleich mal die Tränke. Kaffee, super. Mit dem hätten wir auch die Strasse teeren können, so dick war der. Mussten dann das feuchte Kaffeepulver in der Tasse mit Schwarztee runter spülen.
Nach einem weiteren Toilettengang dann direkt nach Samsung, wo wir knapp ausserhalb drei kleine sehr einfache Hüttchen beziehen. Grill raus! Jetzt ist chillen angesagt.
 

Um 19 Uhr geht es dann Richtung Amazonenpark in Samsun zur Wimpelübergabe an den türkischen Sportminister. Als wir auf dem grossen Gelände ankommen sehen wir viele andere Teams, eine Bühne mit Livemusik und eine Reihe Busse. Punkt 20 Uhr betritt der Gouverneur die Bühne und hält eine Rede die dann von einem türkischen OK Mitglied übersetzt wurde. Mehr oder Weniger. Dann folgt die Wimpelübergabe. Der geneigte Leser bemerkt schon, der Gouverneur der Region ist nicht das gleiche wie der Sportminister. Der war nämlich nicht anwesend.  Er hat einen Verteter entsendet (klassisch mit Trainingsjacke), der dann mit dem Gouverneur zusammen die ganzen Wimpel, Fahnen, Trikots und sonstigen Mitbringsel entgegennimmt.
Dann spielte die Band wieder. Sie begann mit Olmaz Olmaz,  und während dessen ziehen die Türken ein langes und sehr schönes Feuerwerk ab unterlegt von türkischer Volksmusik. Respekt!
Als wir uns auf den Weg zu den Autos machten kam dann die Durchsage, dass alle Teamchefs jetzt mit dem Gouverneur dinieren "dürfen". Ha ha. Sorry Kay, wir gehen schonmal zurück zur Unterkunft und stechen das erste Fässchen an. Aber um 23 Uhr war er dann schon wieder da. So liessen wir dann bei einigen Bierchen den Tag ausklingen.